Gut erholt erwachte Magdalena am anderen Morgen nach einem tiefen, traumlosen Schlaf. Nach zwei Wochen mit den, für den April typischen, ständigen Regenschauern, sollte es etwas beständiger werden, und sie wollte an diesem Tage die Fenster der Frontseite des Herrschaftshauses putzen. Im Gegensatz zu den übrigen Hausarbeiten, die ihr eigentlich gut von der Hand gingen, eine Arbeit die sie nur zu gerne immer wieder aufschob. Die Fenster bestanden nicht nur aus zwei Flügeln mit zwei hintereinander eingebauten Scheiben, sondern waren zusätzlich auch noch durch Oberlichter ergänzt, die nur mit einer Leiter zu erreichen waren. Aufgrund waagerechter Stegleisten waren die Fenster zusätzlich in drei, die Oberlichter in zwei einzelne Scheiben unterteilt, was das Putzen zusätzlich erschwerte. Für die dreizehn Fenster, drei rechts und links der Eingangstür im Erdgeschoss und sieben im Obergeschoss, benötigte sie fast einen ganzen Tag, da sie zu den Essenszeiten immer noch gerne bei Erna in der Küche half.
Der strahlend
blaue Himmel mit den wenigen, wie lichte Federn dahinschwebenden
Schönwetterwolken versprach einen schönen Tag, und viel lieber hätte Magdalena
die Sonne bei der Gartenarbeit genossen. Missmutig begann sie mit der lästigen
Pflicht.
Sie hatte gerade
begonnen die Fenster rechts neben der Eingangstüre zu putzen, als ihr Blick auf
die Garderobe fiel. Neben dem anthrazitfarbenen Ausgehrock ihres
Dienstherren hing oberhalb der glänzend
polierten, schwarzen Reitstiefel, jene
Gerte, die ihr schmerzhaftes Werk an dem Stallknecht verrichtet hatte, bevor
sie zum Heiligtum von Magdalenas nächtlichen
Phantasie wurde.
Das Instrument
zog sie magisch an. Magdalena nahm die Gerte von dem Haken und ließ sie durch
die Luft pfeifen. Das Geräusch ließ einen wohligen Schauer über ihren ganzen
Körper laufen. Sie bog die Gerte in ihrer Hand und atmete den herben Geruch
des, aus Rindsleder geflochtenen Instrumentes ein. Sie ließ ihre Finger an dem
elastischen Schaft auf und ab gleiten um die Struktur des Leders zu spüren. Sie
war so in dessen Bann gezogen, dass sie nicht bemerkte dass Alexander oben an
der aus dem, für die Region typischen rosa Sandstein bestehenden Balustrade stand
und sie amüsiert beobachtete.
„Ist das dein
neuer Staubwedel?", rief Alexander lachend von der Empore. Magdalena
erschrak, drehte sich um und stolperte über den Putzeimer. Sie schlug auf den
Boden und lag in dem vergossenen Wasser. Noch bevor sie wieder aufstehen konnte
war Alexander an ihrer Seite.
„Hast du dich
verletzt?, fragte er besorgt.
„Ich hätte dich
nicht erschrecken dürfen."
„Nein, nein, ...,
alles in Ordnung." Magdalena wollte aufstehen, aber Alexander war noch
über sie gebeugt. Fordernd schaute er ihr in die Augen und sie konnte zum
ersten Mal aus solcher Nähe die zarten Fältchen sehen, welche seine Augen
umspielten wenn er lächelte. Sie spürte das Blut in ihren Kopf steigen und ihre
sonst blassen Wangen leuchteten in einem so schamvollen rosé, als sei sie
geohrfeigt, und sie glaubte dass er ihr Herz Klopfen hören müsste. Seine linke
Hand war um ihren Nacken gelegt um ihren Kopf zu stützen. Mit der anderen hielt
er sie am linken Oberarm fest.
Magdalena glaubte
in diesen dunkelbraunen Augen versinken zu müssen, sie konnte sein herbes, nach
Zedern und Kampfer duftendes Rasierwasser atmen, und seine Kraft durch den
Druck seiner Hände spüren. In gleichem Tempo wie er sich zu ihr beugte zog er
sie mit kräftiger Hand zu sich. Kurz spürte sie seinen Atem in ihrem Gesicht
bevor sich die Lippen trafen. Alexanders raue, von Sonne und Wind beanspruchte
Lippen begrüßten die weichen, vollen Lippen des überrumpelten Hausmädchens, die
sich leicht öffneten. Seine Zunge berührte sanft ihre vollen weiblichen und
doch so zarten Lippen. Ihre Zunge kam, einem Instinkt folgend, heraus und
berührt kurz und unschuldig die Seine, bevor sie sich wieder zurückzog. Während
sich seine Zunge dann fordernd den Weg in ihren Mund bahnte, überfiel
Magdalenas Körper eine Hitzewelle und sie bemerkte wie sich ihre Nackenhaare
aufstellten. Nur kurz glaubte sie sich wehren zu müssen, bevor sie sich dem
Kuss Ihres Herren ergab, ihn nicht nur hinnahm sondern ihm entgegnete, mit
ihrer Zunge erneut die seine suchend
Dieser Kuss
fühlte sich so gut an. So fremd und doch so vertraut. In vielen Nächten hatte
sie sich vorgestellt so geküsst zu werden. Ein Kuss, der nach Verlangen und
Gier schmeckt. Sie hatte sich einen Mann vorgestellt, der sie so anfasste, dass
sie spüren konnte mehr zu sein als das Mädchen das den Boden schrubbt und den
Staub von den Stiefeln ihres Herren poliert, einen Mann der ihr das Gefühl gab
eine begehrenswerte Frau zu sein.
Magdalena genoss
es, wie er in ihre Haare ergriff und ihren Kopf grob nach hinten zog um ihr seine
gierige Zunge noch tiefer in ihren
bereiten Mund zu schieben. Sie spürte wie das Blut durch ihren Körper raste und
stieß einen spitzen Schrei aus als sie spürte wie seine Hand sich den Weg durch
die Unterröcke zwischen ihre Beine gebahnt hatte, und sie dort berührte wo sie
sich selbst erst letzte Nacht diese herrlichen Wonnen geschenkt hatte. Niemals
hätte sie geträumt heute dort die Finger ihres Dienstherren zu spüren.
Nur einem
Wimpernschlag dauerte die Berührung Ihres Schoßes und Magdalena hatte das
Gefühl jede Sekunde länger hätte ihren, bis in die Zehenspitzen erregten Körper
zur Eruption gebracht.
Alexander zog
seine Hand unter den Röcken hervor und hielt seiner überwältigten, immer noch
auf dem feuchten Boden liegenden Dienerin den nass glänzenden Finger vors
Gesicht.
„Du solltest dir
etwas Trockenes anziehen bevor du weiterarbeitest. Ich erwarte dich heute Abend
um sechs Uhr in meinem Schlafzimmer. Und sei bitte pünktlich, ich warte nicht
gern."
Jetzt war kein
Lächeln mehr im Gesicht des Freiherrn zu erkennen. Seine Augen zeigten ein
funkeln, welches jeden Gedanken an Widerspruch im Keim erstickte.
„Wie sie
wünschen, mein Herr", antwortete Magdalena, die inzwischen aufgestanden
war mit demütig gesenkten Kopf.
Alexander ließ
sie verwirrt zurück und ging nach draußen.
Magdalena ging in
ihre Kammer um die nassen Kleider zu wechseln. Der Unterrock klebte an ihrem Po
und die Hitze war einem Frösteln gewichen.
Durfte sie solche
Gefühle zulassen? Der Freiherr war ihr Dienstherr. Sicher wollte er ihr nur
zeigen dass sie ihm gehört, dass er sich nehmen kann was er möchte und wann er
es möchte. Schließlich hatte sie schon mitbekommen dass er jede Frau in der
Stadt haben könnte die er wollte. Was also wollte er von ihr in seiner Kammer?
Würde er sie bestrafen? Würde er sie benutzen um sie seine Macht spüren zu
lassen? Magdalena überwältigte ein Konglomerat an Gefühlen aus Angst,
Unsicherheit, Verwirrung und Neugier. Sie wusste nicht ob die ungeduldig sein
sollte oder ob es ihr lieber wäre die Zeit würde stehen bleiben. Nur mühsam
ging ihr an diesem Tage die Arbeit von der Hand, und letztlich war sie
erleichtert als sie pünktlich um sechs mit rasendem Herzen an die, mit
schwarzen, schmiedeeisernen Beschlägen versehene Eichentür ihres Herrn klopfte
um der Ungewissheit ein Ende zu bereiten.
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