Über mich

Mein Lebenssinn besteht darin, das Leben so anzunehmen, wie es ist – ihm mit Achtsamkeit zu begegnen und all seine Facetten zu erleben: Glück und Leid, Freude und Traurigkeit, Ängste und Hoffnung. Für mich bedeutet das, das Leben in seiner ganzen Tiefe zu erfahren. Ein Teil davon ist meine Neigung zu den Spielarten des BDSM. Dieser Blog spiegelt all das wider, was mich bewegt – viele Einträge widmen sich dem Thema BDSM, aber längst nicht alle, denn BDSM ist ein Teil meines Lebens, jedoch nicht das gesamte Leben. Hier geht es um den Balanceakt zwischen den intensiven Gefühlen, die BDSM hervorrufen kann, und den einfachen, oft unbeachteten Momenten des Alltags. Um alles, was das Leben ausmacht – von Leidenschaft, Kontrolle und Hingabe bis zu den leisen, stillen Augenblicken, die uns oft erst auf den zweiten Blick berühren. Ich lade dich ein, dich hier umzusehen und hoffe, dass du dich willkommen fühlst.

Montag, 14. März 2022

Vollmondnacht I


„Sei bereit.“



Nur eine kurze Nachricht, zwei Worte, die wie ein Blitz in ihr Herz trafen. Sofort stieg der Puls, das Blut raste durch ihre Adern.

Der Tag hatte bereits katastrophal begonnen. Beim Frühstück hatte sie sich den Kaffee über die neue weiße Jeans geschüttet. Sie musste sich umziehen, war spät dran, und natürlich waren alle Parkplätze besetzt. Als sie endlich zur Arbeit kam, die spöttische Bemerkung dieser Kollegin: „Bis du kommst, sind andere schon wieder müde.“ Lisa hätte ihr am liebsten die Augen ausgestochen, doch gleichzeitig war sie kurz davor, in Tränen auszubrechen. Wortlos drehte sie sich um, aus Angst, dass ihre Stimme brechen würde, wenn sie sich wehren wollte. Am liebsten hätte sie alles hingeschmissen, einfach weggelaufen, irgendwohin, egal wohin. Sie fühlte sich ausgebrannt, leer, unfähig, die vier Wochen bis zum Urlaub noch durchzuhalten. Es war einfach zu viel. Und dann diese Nachricht. Ein kleiner Funke, der plötzlich das Gefühl in ihr weckte, dass sie noch lebte. Dass da jemand war, der an sie dachte, der mit nur zwei Worten in einem unscheinbaren Messenger-Nachricht ihre Welt in Aufruhr versetzen konnte – ihr Herz zum Rasen und das Blut in ihren Adern gleichzeitig gefrieren ließ.

Acht Wochen waren seitdem vergangen. Zuerst war es nur die Annonce, die sie faszinierte, und ihre Neugier trieb sie an, mehr über den geheimen Absender herauszufinden.

„Blüten der Rose“
„Wenn dich nicht nur die Blüten der Rose mit ihrem Duft betören, sondern auch die Dornen dich fast noch mehr faszinieren, bist du vielleicht die Richtige. Du solltest nicht vom Prinzen auf dem weißen Ross träumen, sondern eher vom schwarzen, geheimnisvollen Ritter, der sich mit seinen Waffen nicht minder machtvoll für dich einsetzen würde, wenn du dich ihm unterwirfst. Sportlicher Endvierziger, niveauvoll und humorvoll, gesund und gepflegt, offen und liberal nach außen, aber konservativ und mit traditionellem Rollenverständnis in der Beziehung zu Frauen, sucht eine bindungswunschresistente, neugierige Mitspielerin – nicht nur für Ritterspiele und Rosenzucht. Solltest du dich angesprochen fühlen, melde dich mit dem Kennwort „Dornröschen“.“

„Dornröschen“ und ihr Ritter fanden sich in einem aufregenden und intensiven Schriftwechsel wieder. Nur eine Woche später verließen sie ihr Märchenland und trafen sich zum ersten Abendessen. Der Abend war verzaubernd, nur eine leichte Nervosität unterstrich die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihm erlaubte, sie auf ihr Zimmer zu begleiten.

Es wurde die erhoffte, leidenschaftliche Nacht. Sie genoss den Schmerz der Peitschenschläge, denen sie sich voller Stolz hingab, ebenso wie seine fordernden, gierigen Küsse. Seine starken Hände griffen sie mit unbändiger Kraft, während seine zarten Finger ihren ganzen Körper in einen elektrisierenden Rausch versetzten – eine perfekte Mischung aus Qual und Zärtlichkeit, die sie noch Tage später zu spüren bekam.

„Kommst du wieder?“
„Geduld ist eine Tugend“, waren seine Worte zum Abschied.

Und er stellte sie auf die Probe. Mit zweideutigen Nachrichten und E-Mails, die sie tief in ihren Gedanken berührten, erinnerte er sie immer wieder an sich. Nach drei langen Wochen lud er sie endlich ein, und sie durfte die Belohnung für ihre Geduld abholen.

Es war seine Aura, die ihr ein tiefes Vertrauen schenkte. Blind ließ sie sich von ihm in seine Wohnung führen. Keine Viertelstunde später lag sie nackt, mit weichen Ledermanschetten an harten Edelstahlketten, hilflos vor ihm. Der Duft des Leders mischte sich mit dem balsamischen, süßen Aroma seines Rasierwassers und einer exotischen, maskulinen Note, die den Raum erfüllte. Sanfte Tantra-Musik erfüllte ihre Sinne, während sie sich auf dem Altar seiner Lust hingab, ihre Arme und Beine gespreizt, nackt und völlig hilflos.

Er entführte sie aus ihrem grauen Alltag in das Reich seiner tiefen Sehnsüchte, begleitete sie auf einen Tauchgang in einem Ozean der Gefühle. Mit einer Mischung aus Qual und Liebe versetzte er ihren Körper immer wieder in Erregung, bis sie sich in einem gemeinsamen Höhepunkt vereinten – eine Explosion der Sinne, in der ihre Körper zu einer einzigen Masse verschmolzen.

„Ich melde mich wieder, wenn du es am wenigsten erwartest“, waren seine Worte zum Abschied.

Und er hatte recht. Als sie seine Nachricht bekam, war es wie ein Blitz, der sie erneut packte.

„Dienstag in einer Woche, bei Vollmond, werden wir einen schönen Waldspaziergang machen.“





Was für ein Mann. Was für eine Macht hatte er über sie? Gerade noch fühlte sie sich wie ein zerbrechliches, emotionsgeladenes Bündel Elend, und nun spürte sie, wie das Blut in ihren Unterleib schoß und eine unstillbare Gier sie übermannte. Ihre Brustwarzen, als Barometer ihrer Lust, richteten sich schmerzhaft auf, bei dem Gedanken, bald wieder in seinen Armen zu sein.

Vollmondnacht.

Das konnte kein Zufall sein. Hatte sie ihm von dem Traum erzählt, der sie regelmäßig heimsuchte?

In ihrem Traum wird sie mit einem Hanfstrick gefesselt von einer dunklen Gestalt immer tiefer in den Wald gezogen. Wolken ziehen am vollen Mond vorbei, und der ferne Donner begleitet das Wetterleuchten. Der Waldboden aus Steinen, Zweigen und Moos drückt sich unter ihren nackten Fußsohlen. Sie trägt nur ein grobes Leinenkleid, das an ihrer Haut reibt. Immer wieder hat sie das Gefühl, von Hunderten Augenpaaren aus den Bäumen und Büschen beobachtet zu werden. Und dann springt plötzlich ein Reh aus dem Dickicht, und sie erschrickt. Der warme Wind bringt den Duft eines Sommerregens, der sicher von einem Gewitter in der Ferne ausgelöst wurde. Der Wind vertreibt die Wolken vor dem Mond, und die Lichtung, die sie erreichen, erstrahlt im fahlen Licht des Himmelskörpers. Die alten Eichen stehen in der Mitte der Lichtung, deren Schatten sich deutlich abzeichnen. Zwei Seile hängen an ihren kräftigen Ästen.

„Du ziehst ein altes Kleid an, wir werden auf einer schönen Lichtung picknicken“, kam die dritte Nachricht.

Ja, sie war bereit. Sie wollte es erleben. Sie wollte dieser dunklen Gestalt ein Gesicht geben. Sein Gesicht. Sie wollte diesen Traum leben.

„Ich bin bereit“, tippte sie in ihr Handy, und wusste, dass auch er ungeduldig die Tage zählte.

Samstag, 5. Februar 2022

Spanker meets Bunny

 
Spanker meets Bunny, so könnte man die Symbiose nennen, die wir mangels passender Partner, getrieben von Neugier und mit der Aufgeschlossenheit für Neues vor etwa drei Jahren eingegangen sind. Mir war der Umgang mit Seilen fremd, und für sie wurde die, von einem heißen Hintern gesteigerte Lust zur neuen Erfahrung. 
Letzteres ist hier weitreichend bekannt, zu Ersterem einfach ein paar Gedanken von mir, in Anlehnung an Schattenwächters Beitrag „Rope Bondage"
Weil es etwas umfangreicher ist und über die Frage nach der Erfahrung hinaus geht, diesen eigenen Beitrag. 
Wie beim Spanking gibt es auch in diesem Teilgebiet des BDSM verschiedene Gründe, weshalb Frau oder Mann daran Gefallen finden. 
Ich würde grob unterscheiden zwischen Bondage als Mittel zum Zweck oder als Selbstzweck.
Als Mittel zum Zweck: 
Schon bei und mit meiner ersten Spankingpartnerin haben wir aufgrund von Neugier und Spieltrieb sehr schnell die Fixierung in unser Spiel einbezogen, ohne dass ich das als Bondage bezeichnen würde. Fesselspiele traf es in diesem Fall eher. 
Schnell und zweckmäßig mit Ledermanschetten, Edelstahlketten und Karabinerhaken am Bettgestell oder anderen Möbelstücken gefesselt sein, nimmt Handlungsraum und gibt dem aktiven Part noch mehr Kontrolle. 
Das heißt der passive Teil ist (einvernehmlich) gezwungen, Verantwortung abzugeben und muss sich nicht vor sich oder anderen dafür rechtfertigen was passiert. Es gibt einfach keine Möglichkeit etwas gegen die eigene Situation zu tun. Viele Menschen die das mögen, genießen diesen Teil stark und mögen dieses noch intensivere Gefühl des Ausgeliefertseins. Das können Partner sein, die ohnehin eher passiv sind. Oder Partner, die einen starken Drang haben sich zu wehren und sich durch die fehlende Möglichkeit zur Gegenwehr erst richtig fallen lassen können. Es nimmt sozusagen den inneren Druck die eigene Situation und das eigene Schicksal zu beherrschen.
Als Selbstzweck:
Das physische Gefühl: 
wie beim Spanking kann auch bei Bondage eine gewisse Stimulation genossen werden. Das kann das Gefühl von Seil, Ketten oder Leder auf der Haut bewirken oder die Einschränkung und Enge oder vielleicht auch Dehnung und Forderung des eigenen Körpers. Es kann auch der Schmerz sein, der durch enge Fesseln entsteht - durch Bondage kann man durchaus auch masochistische Neigungen ausleben.
Meditative Aspekte: 
manche Menschen fangen bei gewissen Arten von Bondage und fixiert sein an zu "fliegen". Vor allem in Verbindung mit sensorischer Deprivation wie dem Verbinden der Augen kann das extrem entspannend sein und meditativen Zuständen ähneln. Ie Gedanken sind einfach ausgeschaltet, Gestern und Morgen ist vergessen, und man ist im Hier und Jetzt gefangen. Ein Schweben und Fliegen, konzentriert auf das eigene Sein und den eigenen Körper und Geist. Für manche eine Möglichkeit das ewige Grübeln und kreisende Gedanken abzuschalten.
Intimität: 
der Prozess des Fesselns an sich kann das Ziel sein, indem auch überwiegend die Lust des Aktiven (zumindest bei mir) liegt. Die Intimität, die zwischen zwei Menschen beim Spiel mit den Seilen entsteht. Vor allem bei Fesselungen mit Seil, wenn sich zwei Körper, zwei Menschen intensiv aber sehr ruhig miteinander beschäftigen, vielleicht bei stimmungsvoller Beleuchtung und inspirierender Musik, und man in sich gegenseitig und im Fluss der Bewegungen aufgeht. 
Zarte, liebevolle Berührungen, dann mal ein festes Zurren wenn wieder ein Knoten gesetzt wird. Für sie ist jede Seilumwindung einfach eine Liebkosung, und sie spürt die liebevolle Achtsamkeit und Wertschätzung wenn bei jedem Seilschlag mit den Fingern zwischen Baumwolle, Hanf oder Sisal und Haut geprüft wird, dass sich die Seile nicht kreuzen und ungewollte Druckstellen entstehen. 
Kunst und Optik 
wie bei Vielem Geschmackssache. Die einen mögen dem Ganzen nichts abgewinnen, ich finde zum Einen den mit schönen Schlingen und Knoten verzierten Körper ebenso erotisch wie wenn er in schönen Dessous präsentiert wird, wie ich mittlerweile auch den Spuren der Seile genauso viel oder (zumindest ästhetisch) noch mehr abgewinnen kann als einem Striemenmuster.