"Eigentlich..." – ein kleines Wort, das so viel mehr in sich trägt als es auf den ersten Blick vermuten lässt. Es beschreibt ein Gefühl, das sowohl Klarheit als auch Unsicherheit in sich vereint. Es steht für das Leben, das wir leben, aber auch für das Leben, das wir uns wünschen. Ein Leben, das wir manchmal als Kompromiss sehen, zwischen dem, was wir hätten sein können und dem, was wir geworden sind.
Geht es mir gut? Ja, eigentlich. Die Ruhe des Alltäglichen, die Akzeptanz dessen, was kommt, und die Toleranz für das Unvermeidbare – all das klingt nach einem ausgewogenen, friedlichen Leben. Doch hinter dieser Fassade brodelt die Frage: Ist das wirklich genug? Was, wenn das "Eigentlich" doch mehr ist als das, was ich mir erhofft habe? Wenn es ein stiller Begleiter geworden ist, der mich darauf hinweist, dass ich vielleicht mehr möchte, mehr fühlen könnte, mehr erleben.
In der Phase des Lebens "jenseits der fünfzig" kommen solche Fragen häufig auf. Ist man ein Opfer der Umstände oder ein Mensch, der sich dem Leben einfach fügt? Ist Resignation wirklich eine Lösung? Oder vielleicht der Beginn einer neuen Freiheit – die Freiheit, das Leben so zu akzeptieren, wie es ist, ohne ständig nach mehr zu streben?
Es gibt Momente, in denen ich mich frage, ob der Wunsch, mein Leben aktiv zu gestalten, erloschen ist oder ob ich ihn nur verloren habe. Diese Gedanken – warum überkommen sie mich gerade heute? Vielleicht, weil mir die Leichtigkeit des Seins fehlt. Donnerstag hatte ich ein Treffen, das so locker und unkompliziert war, dass es mir gut tat. In einer Welt voller Verpflichtungen und Erwartungen ist diese Leichtigkeit selten, und ich habe gemerkt, wie sehr sie mir gefehlt hat.
Warum kann ich bei dir mehr ich selbst sein als mit meiner langjährigen Partnerin? Warum fühle ich mich dir näher, obwohl wir uns noch nicht so lange kennen? Warum, obwohl ich so viel mehr Zeit mit meiner Partnerin verbracht habe, verbinde ich die Einsamkeit stärker mit dir? Eigentlich... sind das Fragen, die keine einfachen Antworten haben. Vielleicht sind sie auch nicht so wichtig, wie es scheint, denn sie führen mich zu einem größeren Verständnis dessen, was ich wirklich von mir und meinem Leben erwarte.
"Eigentlich" – ein Adverb, das den Raum für Kompromisse öffnet, das zwischen Wunsch und Realität pendelt. Aber ist es wirklich ein Kompromiss? Oder ist es der Beginn einer neuen Perspektive? Ein Blick auf das, was gewesen ist, und auf das, was noch sein könnte.