Angenommen, mein Leben wäre ein Gewässer und ich würde darin leben, wie sähe das aus?
Vielleicht wäre ich ein See in Schweden, eingebettet in grüne Wälder, umgeben von ein, zwei rotbraunen oder gelben Holzhäuschen am Ufer. Die Nachbarn verstehen sich gut und fahren gelegentlich zum Fischen auf mein glitzerndes Wasser, um abends gemeinsam ihren Fang am knisternden Lagerfeuer zu genießen. Im Sommer glänzt das Wasser im Sonnenlicht wie tausend Diamanten, fast wie ein Hochmoorsee. Im Winter ruht der See ruhig und geduldig, wohl wissend, dass die Sonnenstrahlen des Frühjahrs das Leben mit seinen Farben, Klängen und Schönheiten zurückbringen. Ich würde meine Kreise ziehen und das ruhige Leben genießen, jeden Wechsel der Jahreszeiten in seiner eigenen Schönheit wertschätzen – die Farben der Frühjahrsblüten, die Melodien der Sommervögel, die Sonnenstrahlen, die den morgendlichen Herbstnebel durchbrechen, oder die Eisblumen, die ihre schützende Decke über die Landschaft legen.
Gleicht mein Leben eher einem stillen See, einem plätschernden Bach, einem reißenden Fluss oder einem tosenden Meer?
Mein Leben liegt irgendwo dazwischen. Es ist wie ein Gebirgsbach, der unaufhörlich plätschert, nicht sanft dahinfließt, sondern ständig in Bewegung bleibt. In regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen wird er von einem Unwetter heimgesucht, das ihn anschwellen lässt, über die Ufer treten und sein Bett verändern kann, um dann wieder zurückzuziehen und eine Weile ruhig dahinzugleiten.
Die Strömung meines Lebens möchte ich weder beschleunigen noch bremsen. Wenn überhaupt, dann eher drosseln, weil ich die ruhigen Momente mehr genieße. Ich möchte die Strömung sanft lenken, die Turbulenzen dämpfen und in ruhigen Bahnen dahingleiten.
Lasse ich mich treiben, schwimme ich oder fahre ich im Boot mit?
Ich denke, dass ich oft selbst schwimme – manchmal lang und weit, was ermüdend sein kann. Doch manchmal kommt auch ein Boot, nimmt mich auf, begleitet mich ein Stück und gibt mir die Gelegenheit, neue Kraft zu tanken.
Mein Leben verläuft in Wellenbewegungen. Lange Zeit ist es wie die ruhige See, in der ich mich treiben lasse und genießen kann. Doch die Gefahr besteht darin, die aufkommenden Wellen am Horizont zu spät zu bemerken, sie zu lange zu ignorieren, bis das Wasser in die Nase dringt und ich nach Luft schnappen muss. Ich weiß, dass es besser wäre, die Wogen frühzeitig zu erkennen, um ihnen einen Teil ihrer Bedrohung zu nehmen. Doch die Bequemlichkeit lässt mich oft aus sicherer Entfernung abwarten.
Tauche ich gerne in die Tiefen des Lebensgewässers ein und erkunde seine Geheimnisse?
Ich glaube, ich habe genug Gewässer kennengelernt. Ich brauche keine neuen Untiefen zu entdecken oder unbekannte Strömungen zu erforschen. Vielmehr möchte ich die Gewässer, in denen ich mich bewege oder mich daran gewöhnt habe, sicher beherrschen. Ich möchte meine Fähigkeiten ausbauen, um die Strudel und Turbulenzen zu meistern, und meine gesammelten Reserven nutzen, um meinen Mitschwimmern zu helfen.