Über mich

Mein Lebenssinn besteht darin, das Leben so anzunehmen, wie es ist – ihm mit Achtsamkeit zu begegnen und all seine Facetten zu erleben: Glück und Leid, Freude und Traurigkeit, Ängste und Hoffnung. Für mich bedeutet das, das Leben in seiner ganzen Tiefe zu erfahren. Ein Teil davon ist meine Neigung zu den Spielarten des BDSM. Dieser Blog spiegelt all das wider, was mich bewegt – viele Einträge widmen sich dem Thema BDSM, aber längst nicht alle, denn BDSM ist ein Teil meines Lebens, jedoch nicht das gesamte Leben. Hier geht es um den Balanceakt zwischen den intensiven Gefühlen, die BDSM hervorrufen kann, und den einfachen, oft unbeachteten Momenten des Alltags. Um alles, was das Leben ausmacht – von Leidenschaft, Kontrolle und Hingabe bis zu den leisen, stillen Augenblicken, die uns oft erst auf den zweiten Blick berühren. Ich lade dich ein, dich hier umzusehen und hoffe, dass du dich willkommen fühlst.

Samstag, 5. Februar 2022

Spanker meets Bunny

 
Spanker meets Bunny, so könnte man die Symbiose nennen, die wir mangels passender Partner, getrieben von Neugier und mit der Aufgeschlossenheit für Neues vor etwa drei Jahren eingegangen sind. Mir war der Umgang mit Seilen fremd, und für sie wurde die, von einem heißen Hintern gesteigerte Lust zur neuen Erfahrung. 
Letzteres ist hier weitreichend bekannt, zu Ersterem einfach ein paar Gedanken von mir, in Anlehnung an Schattenwächters Beitrag „Rope Bondage"
Weil es etwas umfangreicher ist und über die Frage nach der Erfahrung hinaus geht, diesen eigenen Beitrag. 
Wie beim Spanking gibt es auch in diesem Teilgebiet des BDSM verschiedene Gründe, weshalb Frau oder Mann daran Gefallen finden. 
Ich würde grob unterscheiden zwischen Bondage als Mittel zum Zweck oder als Selbstzweck.
Als Mittel zum Zweck: 
Schon bei und mit meiner ersten Spankingpartnerin haben wir aufgrund von Neugier und Spieltrieb sehr schnell die Fixierung in unser Spiel einbezogen, ohne dass ich das als Bondage bezeichnen würde. Fesselspiele traf es in diesem Fall eher. 
Schnell und zweckmäßig mit Ledermanschetten, Edelstahlketten und Karabinerhaken am Bettgestell oder anderen Möbelstücken gefesselt sein, nimmt Handlungsraum und gibt dem aktiven Part noch mehr Kontrolle. 
Das heißt der passive Teil ist (einvernehmlich) gezwungen, Verantwortung abzugeben und muss sich nicht vor sich oder anderen dafür rechtfertigen was passiert. Es gibt einfach keine Möglichkeit etwas gegen die eigene Situation zu tun. Viele Menschen die das mögen, genießen diesen Teil stark und mögen dieses noch intensivere Gefühl des Ausgeliefertseins. Das können Partner sein, die ohnehin eher passiv sind. Oder Partner, die einen starken Drang haben sich zu wehren und sich durch die fehlende Möglichkeit zur Gegenwehr erst richtig fallen lassen können. Es nimmt sozusagen den inneren Druck die eigene Situation und das eigene Schicksal zu beherrschen.
Als Selbstzweck:
Das physische Gefühl: 
wie beim Spanking kann auch bei Bondage eine gewisse Stimulation genossen werden. Das kann das Gefühl von Seil, Ketten oder Leder auf der Haut bewirken oder die Einschränkung und Enge oder vielleicht auch Dehnung und Forderung des eigenen Körpers. Es kann auch der Schmerz sein, der durch enge Fesseln entsteht - durch Bondage kann man durchaus auch masochistische Neigungen ausleben.
Meditative Aspekte: 
manche Menschen fangen bei gewissen Arten von Bondage und fixiert sein an zu "fliegen". Vor allem in Verbindung mit sensorischer Deprivation wie dem Verbinden der Augen kann das extrem entspannend sein und meditativen Zuständen ähneln. Ie Gedanken sind einfach ausgeschaltet, Gestern und Morgen ist vergessen, und man ist im Hier und Jetzt gefangen. Ein Schweben und Fliegen, konzentriert auf das eigene Sein und den eigenen Körper und Geist. Für manche eine Möglichkeit das ewige Grübeln und kreisende Gedanken abzuschalten.
Intimität: 
der Prozess des Fesselns an sich kann das Ziel sein, indem auch überwiegend die Lust des Aktiven (zumindest bei mir) liegt. Die Intimität, die zwischen zwei Menschen beim Spiel mit den Seilen entsteht. Vor allem bei Fesselungen mit Seil, wenn sich zwei Körper, zwei Menschen intensiv aber sehr ruhig miteinander beschäftigen, vielleicht bei stimmungsvoller Beleuchtung und inspirierender Musik, und man in sich gegenseitig und im Fluss der Bewegungen aufgeht. 
Zarte, liebevolle Berührungen, dann mal ein festes Zurren wenn wieder ein Knoten gesetzt wird. Für sie ist jede Seilumwindung einfach eine Liebkosung, und sie spürt die liebevolle Achtsamkeit und Wertschätzung wenn bei jedem Seilschlag mit den Fingern zwischen Baumwolle, Hanf oder Sisal und Haut geprüft wird, dass sich die Seile nicht kreuzen und ungewollte Druckstellen entstehen. 
Kunst und Optik 
wie bei Vielem Geschmackssache. Die einen mögen dem Ganzen nichts abgewinnen, ich finde zum Einen den mit schönen Schlingen und Knoten verzierten Körper ebenso erotisch wie wenn er in schönen Dessous präsentiert wird, wie ich mittlerweile auch den Spuren der Seile genauso viel oder (zumindest ästhetisch) noch mehr abgewinnen kann als einem Striemenmuster.

Dienstag, 7. September 2021

Es könnte ein Anfang sein

 Es könnte ein Anfang sein
Schon lange faszinierten sie Gedanken an jene besonderen Spielarten – das Spiel mit Macht und Hingabe, mit Schmerz und Lust. Immer wieder suchten ihre Fantasien sie heim, durchbrachen die Mauern ihres Alltags und ließen sie nicht los, bis sie schließlich nachgab. Dann erlaubte sie sich, in die Tiefen ihres Kopfkinos einzutauchen, und fand Erleichterung in der intimen Einsamkeit, während sie sich ihren Gedanken hingab.
In ihren Träumen tauchten Männer auf, die eine Aura von Stärke und Dominanz ausstrahlten. Männer, bei denen sie den Wunsch verspürte, sich fallen zu lassen, schwach sein zu dürfen – ohne Schwäche zeigen zu müssen. Die Vorstellung, sich diesen Männern auszuliefern, erfüllte sie nicht nur mit einer prickelnden Sehnsucht, sondern auch mit einer tiefen Ruhe: das Gefühl, gehalten zu werden, während sie kniete. Männer, die sie nicht erniedrigten, sondern ihre Hingabe als Ausdruck ihrer Stärke betrachteten, die ihr, paradox und doch so wahr, ein neues Selbstbewusstsein verliehen.
Sie hatte lange gebraucht, um diese Neigung zu akzeptieren und zu sich selbst zu stehen. Der Wunsch nach Unterordnung schien so gar nicht in das Bild zu passen, das sie von sich hatte – oder das sie dachte, haben zu müssen. Feminismus war schließlich ein Teil ihres Weltbildes, und dennoch: Bedeutete feministische Freiheit nicht auch, die eigene Sexualität in ihrer ganzen Vielfalt zu leben? Wenn sie nun also diese Art von Hingabe suchte, wenn sie Erfüllung in dem Spiel mit Lust und Schmerz fand, dann war das kein Widerspruch, sondern Ausdruck ihrer sexuellen Identität. Jetzt, mit 41, war sie bereit, diesen Teil von sich nicht länger zu verstecken, sondern ihn zu erkunden – zu leben.
In ihren Gedanken schufen ihre Träume Bilder, die sie nicht losließen. Der dominante Lehrer, der ihr Strenge lehrte. Der Chef, der ihre Nachlässigkeit korrigierte. Oder der Mann, der ihr nichts als ein Spielzeug seiner Leidenschaft sein ließ. Immer wieder durchstöberte sie Anzeigen auf einschlägigen Plattformen, doch bisher hatte sie nie den Mut gefunden, zu antworten. Bis zu diesem Moment.
Eine Annonce hatte ihre Aufmerksamkeit geweckt. Es waren nicht nur die Worte, sondern auch der Ton, der sie fesselte:
„Vielleicht war heute wieder ein Tag voller verpasster Chancen. Chancen, die man nicht erkennt, bis sie vorüber sind. Doch vielleicht könntest du jetzt eine nutzen: die Chance, mich kennenzulernen. Vielleicht bin ich genau der, von dem du nachts träumst, und der dir die Fantasien schenkt, die du bisher nur in Gedanken erleben konntest. Weder strenger Erzieher noch sadistischer Dom, suche ich keinen Gehorsam um seiner selbst willen. Ich bin ein Mann, der mit dir deine und seine Fantasien ausleben möchte. Lass uns über Mut und Hingabe sprechen, über das Spiel zwischen Schmerz und Lust, über die Freiheit, die man in Grenzen finden kann. Vielleicht bist du die Eine, die zu mir passt.“
Diese Worte lösten etwas in ihr aus. Zum ersten Mal schrieb sie zurück. Nach intensivem Austausch – offenen Worten über Wünsche, Träume und Grenzen – war es soweit: Ein Treffen wurde vereinbart.
Sie trafen sich an einem warmen Spätsommerabend. Der Park war erfüllt vom Duft des nahenden Herbstes, und doch war es, als würde die Natur um sie herum nur eine leise Hintergrundmelodie spielen. Ihr Gespräch floss, erst zögerlich, dann vertraut, bald angereichert mit Humor. Kein Vorübergehender hätte vermutet, dass sich die beiden zum ersten Mal trafen, und doch war es genau das – ein erstes Mal, das eine neue Welt eröffnen konnte.
Er beobachtete sie, sah den Schwung ihres Körpers, spürte das Knistern, das sich zwischen ihnen aufbaute. Und auch sie merkte, wie die Gedanken sich in ihrem Kopf zu Bildern formten. Es war mehr als nur Nervosität. Es war eine tiefe, aufsteigende Erregung, die sie pulsieren ließ.
Tage später, an einem Abend, der sich endlos gezogen hatte, stand sie schließlich vor seiner Tür. Schmetterlinge waren zu Flugzeugen geworden, und ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust. Er begrüßte sie mit einem Lächeln, das ihre Unsicherheiten auf seltsame Weise beruhigte. Ein köstlicher Duft lag in der Luft. Nach dem Essen, einem liebevoll zubereiteten Curry, stellte er eine kleine Schachtel vor sie hin.
„Was ist das?“, fragte sie, überrascht.
„Mach sie auf“, antwortete er nur und verließ den Raum.
Ihre Hände zitterten leicht, als sie die goldene Schleife löste. Unter dem weinroten Papier fand sie eine schwarze Schachtel. Darin lag ein kleines Blatt Papier, auf dem stand:
„Wenn du es willst, lege das Band an. Komm damit zu mir ins Wohnzimmer. Solange du es trägst, gehörst du mir. Du tust, was ich sage, und erträgst, was ich mache. Aber du kannst es jederzeit ablegen und zu dir selbst zurückkehren. Dein ‚Stopp‘ wird immer gehört. Wenn du nicht bereit bist, gib mir die Schachtel zurück, und wir genießen einfach den Abend. Aber wenn du bereit bist, wird dies ein neuer Anfang
Sie öffnete den Beutel, in dem ein Samtband lag, besetzt mit zarter Spitze. Mit einem tiefen Atemzug legte sie es sich um den Hals. Das Band war wie eine Entscheidung – eine Einladung, ein Versprechen.
Als sie das Wohnzimmer betrat, saß er dort in einem Sessel. Ein schwarzer Ledergürtel lag über der Armlehne, und sein Blick begegnete ihrem. Ohne ein Wort sagte er ihr alles, was sie wissen musste: Dies war der Moment, in dem sie begann, ihren Traum zu leben.