Über mich

Mein Lebenssinn besteht darin, das Leben so anzunehmen, wie es ist – ihm mit Achtsamkeit zu begegnen und all seine Facetten zu erleben: Glück und Leid, Freude und Traurigkeit, Ängste und Hoffnung. Für mich bedeutet das, das Leben in seiner ganzen Tiefe zu erfahren. Ein Teil davon ist meine Neigung zu den Spielarten des BDSM. Dieser Blog spiegelt all das wider, was mich bewegt – viele Einträge widmen sich dem Thema BDSM, aber längst nicht alle, denn BDSM ist ein Teil meines Lebens, jedoch nicht das gesamte Leben. Hier geht es um den Balanceakt zwischen den intensiven Gefühlen, die BDSM hervorrufen kann, und den einfachen, oft unbeachteten Momenten des Alltags. Um alles, was das Leben ausmacht – von Leidenschaft, Kontrolle und Hingabe bis zu den leisen, stillen Augenblicken, die uns oft erst auf den zweiten Blick berühren. Ich lade dich ein, dich hier umzusehen und hoffe, dass du dich willkommen fühlst.

Dienstag, 7. September 2021

Es könnte ein Anfang sein

 Es könnte ein Anfang sein
Schon lange faszinierten sie Gedanken an jene besonderen Spielarten – das Spiel mit Macht und Hingabe, mit Schmerz und Lust. Immer wieder suchten ihre Fantasien sie heim, durchbrachen die Mauern ihres Alltags und ließen sie nicht los, bis sie schließlich nachgab. Dann erlaubte sie sich, in die Tiefen ihres Kopfkinos einzutauchen, und fand Erleichterung in der intimen Einsamkeit, während sie sich ihren Gedanken hingab.
In ihren Träumen tauchten Männer auf, die eine Aura von Stärke und Dominanz ausstrahlten. Männer, bei denen sie den Wunsch verspürte, sich fallen zu lassen, schwach sein zu dürfen – ohne Schwäche zeigen zu müssen. Die Vorstellung, sich diesen Männern auszuliefern, erfüllte sie nicht nur mit einer prickelnden Sehnsucht, sondern auch mit einer tiefen Ruhe: das Gefühl, gehalten zu werden, während sie kniete. Männer, die sie nicht erniedrigten, sondern ihre Hingabe als Ausdruck ihrer Stärke betrachteten, die ihr, paradox und doch so wahr, ein neues Selbstbewusstsein verliehen.
Sie hatte lange gebraucht, um diese Neigung zu akzeptieren und zu sich selbst zu stehen. Der Wunsch nach Unterordnung schien so gar nicht in das Bild zu passen, das sie von sich hatte – oder das sie dachte, haben zu müssen. Feminismus war schließlich ein Teil ihres Weltbildes, und dennoch: Bedeutete feministische Freiheit nicht auch, die eigene Sexualität in ihrer ganzen Vielfalt zu leben? Wenn sie nun also diese Art von Hingabe suchte, wenn sie Erfüllung in dem Spiel mit Lust und Schmerz fand, dann war das kein Widerspruch, sondern Ausdruck ihrer sexuellen Identität. Jetzt, mit 41, war sie bereit, diesen Teil von sich nicht länger zu verstecken, sondern ihn zu erkunden – zu leben.
In ihren Gedanken schufen ihre Träume Bilder, die sie nicht losließen. Der dominante Lehrer, der ihr Strenge lehrte. Der Chef, der ihre Nachlässigkeit korrigierte. Oder der Mann, der ihr nichts als ein Spielzeug seiner Leidenschaft sein ließ. Immer wieder durchstöberte sie Anzeigen auf einschlägigen Plattformen, doch bisher hatte sie nie den Mut gefunden, zu antworten. Bis zu diesem Moment.
Eine Annonce hatte ihre Aufmerksamkeit geweckt. Es waren nicht nur die Worte, sondern auch der Ton, der sie fesselte:
„Vielleicht war heute wieder ein Tag voller verpasster Chancen. Chancen, die man nicht erkennt, bis sie vorüber sind. Doch vielleicht könntest du jetzt eine nutzen: die Chance, mich kennenzulernen. Vielleicht bin ich genau der, von dem du nachts träumst, und der dir die Fantasien schenkt, die du bisher nur in Gedanken erleben konntest. Weder strenger Erzieher noch sadistischer Dom, suche ich keinen Gehorsam um seiner selbst willen. Ich bin ein Mann, der mit dir deine und seine Fantasien ausleben möchte. Lass uns über Mut und Hingabe sprechen, über das Spiel zwischen Schmerz und Lust, über die Freiheit, die man in Grenzen finden kann. Vielleicht bist du die Eine, die zu mir passt.“
Diese Worte lösten etwas in ihr aus. Zum ersten Mal schrieb sie zurück. Nach intensivem Austausch – offenen Worten über Wünsche, Träume und Grenzen – war es soweit: Ein Treffen wurde vereinbart.
Sie trafen sich an einem warmen Spätsommerabend. Der Park war erfüllt vom Duft des nahenden Herbstes, und doch war es, als würde die Natur um sie herum nur eine leise Hintergrundmelodie spielen. Ihr Gespräch floss, erst zögerlich, dann vertraut, bald angereichert mit Humor. Kein Vorübergehender hätte vermutet, dass sich die beiden zum ersten Mal trafen, und doch war es genau das – ein erstes Mal, das eine neue Welt eröffnen konnte.
Er beobachtete sie, sah den Schwung ihres Körpers, spürte das Knistern, das sich zwischen ihnen aufbaute. Und auch sie merkte, wie die Gedanken sich in ihrem Kopf zu Bildern formten. Es war mehr als nur Nervosität. Es war eine tiefe, aufsteigende Erregung, die sie pulsieren ließ.
Tage später, an einem Abend, der sich endlos gezogen hatte, stand sie schließlich vor seiner Tür. Schmetterlinge waren zu Flugzeugen geworden, und ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust. Er begrüßte sie mit einem Lächeln, das ihre Unsicherheiten auf seltsame Weise beruhigte. Ein köstlicher Duft lag in der Luft. Nach dem Essen, einem liebevoll zubereiteten Curry, stellte er eine kleine Schachtel vor sie hin.
„Was ist das?“, fragte sie, überrascht.
„Mach sie auf“, antwortete er nur und verließ den Raum.
Ihre Hände zitterten leicht, als sie die goldene Schleife löste. Unter dem weinroten Papier fand sie eine schwarze Schachtel. Darin lag ein kleines Blatt Papier, auf dem stand:
„Wenn du es willst, lege das Band an. Komm damit zu mir ins Wohnzimmer. Solange du es trägst, gehörst du mir. Du tust, was ich sage, und erträgst, was ich mache. Aber du kannst es jederzeit ablegen und zu dir selbst zurückkehren. Dein ‚Stopp‘ wird immer gehört. Wenn du nicht bereit bist, gib mir die Schachtel zurück, und wir genießen einfach den Abend. Aber wenn du bereit bist, wird dies ein neuer Anfang
Sie öffnete den Beutel, in dem ein Samtband lag, besetzt mit zarter Spitze. Mit einem tiefen Atemzug legte sie es sich um den Hals. Das Band war wie eine Entscheidung – eine Einladung, ein Versprechen.
Als sie das Wohnzimmer betrat, saß er dort in einem Sessel. Ein schwarzer Ledergürtel lag über der Armlehne, und sein Blick begegnete ihrem. Ohne ein Wort sagte er ihr alles, was sie wissen musste: Dies war der Moment, in dem sie begann, ihren Traum zu leben.


Dienstag, 8. Juni 2021

Wahl in Sachsen - Anhalt


Die Wahl in Sachsen-Anhalt gibt Anlass zur Sorge – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Es wird als Sieg der Demokratie gefeiert, dass eine rechtspopulistische Partei „nur“ von jedem fünften Wahlberechtigten gewählt wurde. Doch wie beängstigend ist es, dass dieser Maßstab inzwischen als Erfolg gilt? Gleichzeitig erreichen die einstigen Arbeiterparteien, die Linke und die SPD, gemeinsam weniger Stimmen als eben diese Rechtspopulisten.


Ich bin kein Politikwissenschaftler, aber es scheint offensichtlich, dass die regierenden Parteien den Kontakt zu den Menschen, für die sie eigentlich Politik machen sollten, verloren haben. Die Mächtigen, sicher in ihren weißen Hemden und Jacketts, meiden den „Schmutz der Straße“ – also den direkten Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern, deren Stimmen sie für sich gewinnen wollen. Stattdessen wird die Bühne jenen überlassen, die laut schreien. Und die AfD erhebt ihre Stimme laut, spricht die Sprache derer, die sich von den etablierten Parteien vergessen fühlen, und wird zur Partei der Enttäuschten und Abgehängten.


Die SPD, einst eine Volkspartei, hat in dieser Entwicklung besonders dramatisch abgebaut. Ihr aktuelles Führungsduo ist derart blass und profillos, dass Rudolf Scharping im Vergleich wie eine Lichtgestalt erscheint. Saskia Esken ist ein besonders tragisches Beispiel: Ihre Reden sind derart nichtssagend, dass sie jedes Potenzial zur Mobilisierung im Keim ersticken. Der Kanzlerkandidat Olaf Scholz, der mit großem Tamtam einen milliardenschweren „Wumms“ gegen die Corona-Krise ankündigte, hat es versäumt, die wirklich Bedürftigen nachhaltig zu unterstützen. Stattdessen landeten große Teile der Hilfsgelder bei Lufthansa und der Automobilindustrie.


Auch die Grünen, lange Zeit die große Hoffnung für einen politischen Aufbruch, stehen sich teilweise selbst im Weg. Interne Fehler und Skandale werden von der Presse genüsslich aufgebauscht, sodass sie in der öffentlichen Wahrnehmung geschwächt wirken. Und so bleibt uns am Ende ein Kanzlerkandidat, dessen Markenzeichen das „Weglächeln“ ist – mehr lasch als Laschet, ohne klare Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit.


Es scheint, als könnten weder die Rechten in ihre Schranken gewiesen noch die Linken aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt werden. Was bleibt, ist ein Gefühl der Stagnation, während populistische Kräfte weiter an Boden gewinnen. Das ist nicht nur beschämend, sondern auch eine echte Gefahr für die Demokratie.


Das überarbeitete Stück bleibt kritisch und pointiert, ist aber etwas klarer und flüssiger formuliert.


Mittwoch, 28. April 2021

Nostalgie als Exil der Gegenwart

 oder...

was früher definitiv nicht besser war. 


Angeregt durch das Thema „ was früher alles besser war", ein paar weiterführende oder contraire Gedanken dazu.

Der Mensch ist ein komisches Wesen, rückblickend behalten wir das Schöne in Erinnerung und verdrängen gern das Unschöne oder Hässliche, das ist natürlich gut so und schützt uns und unsere Psyche.
Vorausschauend glauben wir aber selten dass alles gut wird, und sorgen uns vor Ereignissen die zumeist gar nicht eintreten.

Rückblickend fallen mir nur drei wesentliche Punkte ein, die früher definitiv besser waren: 
Es gab kein Corona und keine AFD (ich denke diese Seuchen darf man in einem Atemzug erwähnen) und ich hatte noch mehr Lebensweg vor als hinter mir. 

Unabhängig davon geht es mir heute nicht schlechter (im Gegenteil) und ich finde auch dass sich meine Umwelt im Wesentlichen nicht negativ verändert hat. 

Sicher war es eine geile Zeit in den Achzigern erwachsen zu werden, aber das geilste daran war doch (ich rede jetzt mal von meiner Generation) unsere Jugend. Unsere Eltern fanden die späten Fünfziger oder Sechziger vielleicht nicht geil aber schön denn, da waren sie die Jungen.

Was darauf folgte war das Jahrzehnt des linken und brutalen Terrors der RAF und ihren Mitläufern. Auf dessen heißen Herbst folgte in den Achtzigern der kalte Krieg.

Vergessen tun wir heute dass in dieser Zeit das Wettrüsten die Angst vor einem Atomkrieg schürte, unsere Bäche und Flüsse durch die Industrie in Kloaken verwandelt wurden und der saure Regen das Waldsterben auslöste. Die Städte wurden für das wachsende Verkehrsaufkommen optimiert, Radwege Fehlanzeige, Fußgängerzonen Mangelware. 

Die Reisefreiheit in Europa wurde durch den eisernen Vorhang eingeschränkt und Verwandtschaften durch die innerdeutsche Grenze getrennt, wir hatten die Wehrpflicht, die 42 Stunden Woche und Samstags (ok das war in den Siebzigern) noch Schule. 
Wir hatten die beiden Golfkriege und die sowjetische Invasion in Afghanistan gefolgt von den Kriegen vor unserer Haustür auf dem Balkan. 

Natürlich lässt sich auch von der Gegenwart solch eine Negativliste erstellen, Corona, rechter Terror, Kriege, Unterdrückung,... ich wollte nur gern teilen, was mir durch den Kopf ging, als ich die rosa Brille für den Rückblick auf die „geile Zeit" (erste Freundin, erster Sex, erstes Auto, erste Spankingerfahrung... ) ausgezogen habe.

Früher war Einiges besser und auch heute ist Vieles gut.

Dienstag, 6. April 2021

Begegnungen


Es gibt Begegnungen, die wir morgen schon wieder vergessen haben, und es gibt Begegnungen, an die wir noch in zehn Jahren denken. Sie sind die Saat der Gegenwart, aus der wir die Früchte der Zukunft ernten.

Heute sagte jemand, dass Begegnungen Verabredungen der Seelen sind – ein wunderschönes Bild.

Wenn dem so ist, dann habe ich die Verabredung unserer Seelen so sehr genossen, dass ich nach fast einem Jahr wieder den Weg hierher gefunden habe. Es ist mir wichtig, diese Begegnung – die Begegnung mit dir, einem besonderen Menschen – als einen ganz besonderen Augenblick hier festzuhalten.

Egal, ob die Saat Früchte trägt oder auf kargem Land vertrocknet – es ist schön, dass du mir begegnet bist.

Mittwoch, 3. März 2021

Stau im Suezkanal

 
Stau im und vor dem Suezkanal
Noch immer steht die Schifffahrt im Suezkanal still.


Hier einfach mal ein paar nicht geprüfte aber aus seriösen Quellen entnommene Zahlen zu dieser global wichtigsten Wasserstraße.


Eröffnet nach zehnjähriger Bauzeit 1869 ist der Kanal heute mit Zufahrtskanälen knapp 200 km lang.


2019 durchfuhren fast 19000 Schiffe den Kanal. Das hört sich wenig an, allerdings haben die größten dieser Schiffe ein maximales Ladegewicht von rund 200.000 Tonnen, was 8000 LKW-Ladungen entspricht. 


Zugegeben mathematisch unkorrekt hochgerechnet, weil auch kleinere Schiffe den Kanal passieren würden dann 152 Mio LKW-Ladungen im Jahr durch diese Wasserstraße transportiert.


Die hier bewegten Rohstoffe, Halbfertig- und Endprodukte machen 12% des Welthandelsaufkommens aus.


Ägypten hat für die Durchfahrten, die je nach Schiffsgröße zwischen 250.000 - 500.000 $ kosten können umletzten Jahr 5,6 Mrd Dollar eingenommen, was knapp 20% seiner Staatsausgaben ausmacht. 


Quellen: diverse

Donnerstag, 8. Oktober 2020

Die dunkle Seite des Mondes



Jeder von uns trägt sie in sich, diese verborgene Seite, die viele aus Schüchternheit, Angst vor Missbilligung, Scham oder der Furcht vor Verletzbarkeit geheim halten – auch aus der Sorge, anderen zu schaden. Es würde uns sicherlich besser gehen, wenn wir diese Seite als Teil unseres Wesens anerkennen, annehmen und dem Licht zuwenden würden, sodass wir in unserer ganzen Vollkommenheit erstrahlen könnten. Zwar ist es nicht immer der richtige Moment, sich zu öffnen, sich preiszugeben oder sich zu offenbaren, doch wie befreiend ist es, dies zur rechten Zeit, am passenden Ort tun zu können.

Ich habe mittlerweile erkannt, dass ich nicht unvollkommen bin, wenn ich Gelüste hege, die der gesellschaftlichen Norm widersprechen – der Norm, die uns vorgibt, sonntags in die Kirche zu gehen, obwohl wir das ganze Jahr über nicht an Gott denken. Ich empfinde mich nicht als unnormal, wenn ich das Bedürfnis habe, mit den Schmerzen meines Körpers die Last meiner Seele zu lindern. Und es ist mir nicht peinlich zuzugeben, dass es mich erfüllt, meinem Partner Schmerzen zuzufügen, wenn ich weiß, dass ich ihm auf diese Weise von der Last auf seiner Seele befreien kann.

Gern drehe ich die dunkle Seite meines Mondes von Zeit zu Zeit ins Licht – als Teil von mir, als einen kleinen Teil meines Universums, immer bereit, per Anhalter durch die Vielfalt der Galaxis zu reisen und auf meiner Reise fremdes Leben und Seelenverwandte zu entdecken.

Mittwoch, 8. April 2020

Zitat eines Präsidenten

















22.01.20 "Wir haben es völlig unter Kontrolle. Es ist eine Person, die aus China kommt, und wir haben es unter Kontrolle. Es wird alles gut werden." ( im CNBC-Interview aus dem schweizerischen Davos; am Vortag war der erste Corona-Fall in den USA bekannt geworden)

30.01.20 "Wir haben in diesem Land im Moment ein sehr kleines Problem - fünf. Und all diese Menschen erholen sich erfolgreich." (im US-Staat Michigan über die US-Corona-Fälle; am selben Tag erklärt die Weltgesundheitsorganisation WHO die Ausbreitung des Virus zur "gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite"

10.02.20 "Sie wissen, dass es im April angeblich mit dem heißeren Wetter stirbt. Und das ist ein wunderbares Datum, auf das man sich freuen kann." (Fox-Business-Interview)

26.02.20 "Bei uns geht es ganz erheblich nach unten, nicht nach oben." (in einem Pressebriefing über  
die Zahl der US-Corona-Fälle)

26.02.20 "Es ist in etwa wie die normale Grippe, gegen die wir Impfungen haben. Und im Prinzip werden wir dafür ziemlich schnell eine Grippeimpfung bekommen." (in einem Pressebriefing über Impfstoffe gegen Sars-CoV-2)

09.03.20 "Ich mag dieses Zeug. Ich verstehe es wirklich. Die Leute sind überrascht, dass ich es verstehe. Jeder dieser Ärzte sagte: 'Woher wissen Sie so viel darüber?' Vielleicht bin ich ein Naturtalent. Vielleicht hätte ich das tun sollen, anstatt als Präsident zu kandidieren." (bei einem Besuch in Atlanta über die Arbeit der US-Gesundheitsinstitute)

09.03.20 "Die Fake-News-Medien und ihre Partner, die Demokratische Partei, tun alles in ihrer halbwegs beachtlichen Macht (früher war sie größer!), um die Corona-Lage stärker anzuheizen, als die Fakten es hergeben." (Twitter)

15.03.20 "Es ist ein hochansteckendes Virus. Unglaublich. Aber wir haben eine ungeheure Kontrolle 
darüber." (Pressebriefing)

17.03.20 "Ich habe immer gewusst, dass das eine Pandemie ist. Ich hatte das Gefühl, dass es eine Pandemie ist, lange bevor es als Pandemie bezeichnet wurde." (Pressebriefing)

28.03.20 "Wir werden diesen Krieg gewinnen. Wenn wir den Sieg erringen, werden wir stärker und 
geeinter sein als zuvor." (Twitter)

29.03.20 "Wenn wir es so eindämmen können (...), dass wir zwischen 100.000 und 200.000 haben, dann haben wir alle zusammen einen guten Job gemacht." (über Todesfälle und bevorstehende Maßnahmen)
01.04.20 "Dieses scheußliche, scheußliche Virus. Sie sehen, wie schrecklich es ist, vor allem, wenn Sie sich die Zahlen von gestern anschauen." (am Vortag wurden fast 190.000 US-Infektionen bekannt)

03.04.20 "Das ist freiwillig. (...) Ich habe mich entschieden, es nicht zu tun." (über die Empfehlung an die US-Bevölkerung, Stoffmasken zum Schutz gegen das Virus zu tragen)

07.04.20 "Die WHO hat es wirklich vermasselt.

... wird fortgesetzt

Freitag, 27. März 2020

Systemrelevanz


Systemrelevanz

Für mich ist der Begriff bereits jetzt ein heißer Kandidat für das Unwort des Jahres. Es mag gut gemeint sein, den Kranken- und Altenpflegern, Ärzten, Kassierern an Supermarktkassen, Bäckern, Metzgern und vielen anderen diesen Status zuzuerkennen. Doch es ist bedauerlich, dass erst eine Pandemie erforderlich ist, damit weite Teile der Bevölkerung die Bedeutung dieser Berufe erkennen. Ich hoffe, dass in naher Zukunft mehr bleibt, als das Wissen, in Krisenzeiten „systemrelevant“ gewesen zu sein. Insbesondere wünsche ich mir eine leistungsgerechte und attraktive Entlohnung, die auch dazu beitragen könnte, den bestehenden Personalnotstand in diesen Bereichen zu lindern.

Trotzdem fällt es mir schwer, mit dem Begriff „Systemrelevanz“ umzugehen, da er auf mich wie ein gesellschaftspolitischer Spaltkeil wirkt – in Zeiten, in denen wir ohnehin Abstand halten müssen. Diese Berufsgruppen sind wichtig, aber sie waren es schon immer: Ärzte, Pflegekräfte, Kassierer und viele andere. Derzeit sind sie vielleicht wichtiger als etwa die Menschen an den Montagebändern in der Industrie. Gerade jetzt, in Zeiten der Überlastung, sollten wir ihnen unsere Dankbarkeit zeigen – nicht zuletzt, indem wir durch unser Verhalten nicht noch mehr Arbeit für sie schaffen.

„Systemrelevant“ ist jeder von uns, mal ist der eine mehr gefragt, mal der andere. Jeder von uns entscheidet mit seinem Handeln, ob er das Getriebe schmiert oder Sand hinein streut. Bald schon wird die Produktion wieder an Fahrt aufnehmen, und die Menschen am Fließband werden ihre Relevanz zurückerlangen, um unsere Wirtschaftsleistung anzukurbeln, die Kranken- und Pflegekassen zu finanzieren, das Gesamtsystem zu stärken und vielleicht sogar eine gerechtere Entlohnung für soziale Berufe zu ermöglichen.

Übrigens bin ich persönlich nicht systemrelevant, arbeite jedoch (nach einem mir von unserer Geschäftsleitung übergebenen Schreiben) „als Schlüsselperson“ in einem „nach § 8 der Verordnung zur Bestimmung Kritischer Infrastrukturen nach dem Gesetz für Sicherheit und Informationstechnik, Sektor Transport und Verkehr“ als systemrelevant eingestuften Unternehmen und trage ein entsprechendes Schriftstück bei mir, das ich bei Kontrollen (sollte es zu weiteren Maßnahmen kommen) vorlegen muss.

Mittwoch, 18. März 2020

Auch von mir etwas zum Virus





Wie verändert das Coronavirus euer Leben?

Diese Frage wurde vor einigen Wochen in einem Internetforum gestellt. Vermutlich war der Themenstarterin und den ersten Antwortenden damals noch nicht klar, wie sehr und wie schnell diese Krankheit unser aller Leben verändern würde – und weiterhin verändert. Mit einer beängstigenden Eigendynamik zieht das Virus seine Kreise, hinterlässt nachhaltige Spuren und zwingt die Welt zu einem Umdenken.

Doch ich möchte heute nicht über Ängste, Sorgen oder Horrorszenarien sprechen. Es steht außer Frage, dass die Lage ernst ist. Die Zahl der Infizierten und der Todesfälle steigt weiter. Unternehmen und Existenzen sind bedroht, und die wirtschaftlichen Schäden sind immens. Vielleicht stehen uns auch in Deutschland noch drastischere Maßnahmen bevor – Ausgangssperren oder ähnliche Einschränkungen, die darauf abzielen, die Infektionsketten zu unterbrechen.

Unsere bisherige Gesellschaft schien sich stets dem Motto „schneller, höher, weiter“ verschrieben zu haben. Selbst in Krisenzeiten haben wir die Ärmel hochgekrempelt und angepackt. Ob es sich um die Ereignisse von 9/11, die Finanzkrise oder die Flüchtlingsthematik handelte – unser Credo lautete stets: „Wir schaffen das.“ Und wir haben es geschafft, indem wir gehandelt haben, aktiv wurden, Lösungen gefunden haben.

Doch die jetzige Situation ist anders. Es ist keine Krise, die von einem einzigen Ereignis ausgelöst wurde und die wir danach aufräumen können. Es ist ein schleichender, globaler Prozess, dem wir weitgehend tatenlos zusehen müssen. Außer den vielen Ärzten, Pflegekräften und anderen systemrelevanten Berufsgruppen, die ohnehin schon am Limit arbeiten, sind viele von uns zum Nichtstun verdammt. Unsere Aufgabe besteht darin, geduldig zu sein, die bekannten Hygieneregeln zu beachten und zu warten.

Geduldiges Nichtstun – das widerspricht unserem Selbstbild als Leistungsgesellschaft zutiefst. Und so „tun“ wir etwas: Wir stürmen die Supermärkte, kaufen panisch ein, horten Toilettenpapier und Mehl, während uns die gewohnten Freizeitbeschäftigungen auf Sportplätzen, in Bars oder beim Stammtisch genommen werden. Aber Hand aufs Herz: Menschen, deren Sicherheitsgefühl von der Anzahl der Klopapierrollen in ihrem Vorratsschrank abhängt, können nicht wirklich in existenzieller Not sein.

Vielleicht können wir dem Virus eine Chance geben, uns etwas Positives zu lehren. Es hat das Potenzial, die Welt zu verändern – und muss sie dabei nicht zwangsläufig schlechter machen. Dieses kleine, unsichtbare Etwas zeigt uns, wie eng wir alle miteinander verbunden sind und wie gleich wir ihm gegenüberstehen. Ob reich oder arm, Migrant oder Rechtsextremist – dem Virus ist es egal. Es macht keinen Unterschied.

Langsam begreifen wir, dass wir füreinander verantwortlich sind. Und mit etwas Aufmerksamkeit kann man in diesen Tagen sogar ein wiederkehrendes Wir-Gefühl erkennen – etwas, das in den letzten Jahren in unserer oft egoistischen und polarisierten Gesellschaft selten geworden war. Plötzlich organisieren Menschen Einkaufsdienste für ältere Nachbarn, kleine Geschäfte bieten Lieferdienste an, Eltern vernetzen sich und sprechen über Kinderbetreuung.

Auch mein Arbeitgeber, der Homeoffice und flexible Arbeitszeiten bislang strikt abgelehnt hatte, bietet diese Möglichkeiten nun aus eigener Initiative an – natürlich aus der Not heraus, aber es zeigt, dass Veränderung möglich ist. Und vielleicht, wenn wir Glück haben, wird auch der Pflegenotstand langfristig von dieser Krise profitieren. Es wird vielen gerade schmerzlich bewusst, dass ein funktionierendes Gesundheitssystem ebenso unverzichtbar ist wie Bildung – nicht nur in Krisenzeiten, sondern für den gesamten sozialen und wirtschaftlichen Zusammenhalt.

Dennoch: Niemand ist zum Nichtstun verdammt. Für diejenigen, die zu Hause bleiben müssen, gibt es genug sinnvolle und schöne Möglichkeiten. Der Frühling wartet draußen, Spaziergänge sind erlaubt. Jetzt wäre die Zeit für einen gründlichen Frühjahrsputz, die längst fällige Steuererklärung oder den Anruf bei der Freundin, bei der man sich schon lange mal melden wollte. Man könnte Zeit mit den Kindern verbringen, ein gutes Buch lesen, ein Puzzle legen oder ein neues Gesellschaftsspiel ausprobieren.

Denn, seien wir ehrlich: Wenn sich diese Einschränkungen über Wochen oder Monate ziehen, wird uns kein Klopapier der Welt helfen, unsere Langeweile zu bekämpfen. Vielleicht sollten wir also lieber in Bücher und Brettspiele investieren – bevor auch diese Läden schließen.

Ich wünsche uns allen Gesundheit und den Mut, diese schwierige Zeit mit Zuversicht und Zusammenhalt zu überstehen. 



Freitag, 10. Januar 2020

Personenbezogene Werbung

Es sollte eigentlich nicht passieren, und doch überrascht es mich nicht mehr, wenn ich heute Werbung für Digitalkameras in meinem Postfach finde, nur weil ich gestern ein Objektiv bestellt habe. Ebenso wenig wundert es mich, wenn morgen Anzeigen für Bondageseile auftauchen, nachdem ich heute Handschellen gegoogelt habe.

Doch wie sieht es aus, wenn wir die Sache auf die nächste Stufe heben? Ist es wirklich bloßer Zufall, dass meine Partnerin am selben Abend Werbung für einen Online-Zitrusfruchthändler in ihrem Facebook-Feed entdeckt, nachdem wir uns am Nachmittag in einer vollkommen alexafreien Zone unseres Hauses auf der Couch unterhalten haben? Ein analoges Gespräch, wohlgemerkt, über den neuen Obststand vor dem Baumarkt, der angeblich jede Woche frisch importierte Orangen aus Sizilien verkauft.

Kein Smartphone war aktiv, kein Mikrofon eingeschaltet, keine Suchmaschine bemüht. Und dennoch tauchte die Werbung auf – als hätte unser Gespräch es selbst hinaus in die digitale Welt getragen.

Es ist ein seltsames Gefühl. Ein bisschen wie Magie, nur dass es eher ein beunruhigender Zauber ist, der sich über unser Leben legt. Die Frage bleibt: War es tatsächlich nur Zufall, oder ist der gläserne Mensch längst Realität, selbst dort, wo wir uns eigentlich sicher fühlen sollten?

In einer Zeit, in der Algorithmen unser Verhalten so genau vorhersagen, dass sie fast schon Gedanken lesen können, stellt sich die Frage: Sind wir noch Herr über unsere Privatsphäre? Oder sind wir längst Protagonisten in einem Theaterstück, das von Datenkraken inszeniert wird – ohne dass wir es merken?

Manchmal frage ich mich: Kann man den Zufall noch genießen, oder ist selbst er mittlerweile verdächtig?


Freitag, 20. Dezember 2019

Kopfkino vs. Realität

A creative representation of the concept 'Kopfkino vs. Realität' (Head Cinema vs. Reality). On the left side of the image, depict a dreamlike, surreal scene filled with vibrant colors, floating objects, and imaginative elements symbolizing the world of imagination. On the right side, show a contrasting, mundane, and realistic everyday scene with neutral tones, such as a person sitting at a desk or walking in a gray city. The two sides should blend slightly in the middle to symbolize the interplay between imagination and reality.


Kopfkino vs. Realität

Kennst du das? Du lässt dein Kopfkino freien Lauf, träumst von deinen Wünschen und Vorstellungen, davon, was du erleben möchtest. Doch sobald sich die Möglichkeit ergibt, diese Fantasien Wirklichkeit werden zu lassen, verlässt dich der Mut.

Vielleicht geht es dir wie mir. Dein Kopfkino flüstert dir zu, dass du einen strengen Erzieher suchst, einen Dom, einen dominanten Partner, der deine Sehnsüchte erfüllt. Und ich? Ich suche eine Sub, eine Partnerin mit devoter Grundeinstellung, die bereit ist, sich unterzuordnen.

Doch suchen wir das wirklich? Du und ich? Oder suchen wir vielleicht etwas ganz anderes – jemanden auf Augenhöhe? Einen Menschen, der uns das Wasser reichen kann, der mit uns auf einer Wellenlänge schwimmt, der unser Niveau teilt?

Unser Leben gleicht einem Puzzle. Viele Teile haben wir schon gefunden, und das Bild nimmt langsam Gestalt an. Doch da sind immer noch diese Lücken, diese offenen Stellen, die darauf warten, gefüllt zu werden. Du suchst den strengen Erzieher, den aktiven Dom. Und ich suche das devote Weibchen, die unterwürfige Sub. Wir alle, die wir noch auf der Suche sind, sehnen uns nach diesen Puzzleteilen, die uns ergänzen, die unser Bild komplett machen.

Aber vielleicht wäre es einfacher, wenn wir aufhören würden, so schwarz-weiß zu denken. Wenn wir bereit wären, auch Grautöne oder sogar bunte, gemusterte Teile zuzulassen. Nicht alles ist streng kategorisierbar, nicht alles lässt sich in klare Schubladen stecken.

Vielleicht sollten wir auch aufhören, so verzweifelt zu suchen. Das Puzzle unseres Lebens ist schon erkennbar, auch wenn es noch nicht vollständig ist. Vielleicht geht es gar nicht darum, zwanghaft nach den fehlenden Stücken zu suchen. Vielleicht liegt die Kunst darin, Geduld zu haben und die Lücken offen zu lassen – in dem Vertrauen, dass die passenden Teile irgendwann von selbst zu uns finden.


Donnerstag, 12. Dezember 2019

Positiv


Think Pink...

Positiv denken. Was für mich bis vor ein paar Monaten nicht mehr als ein hohler Slogan war, hat seit meiner Reha eine tiefere und bedeutendere Dimension gewonnen. In dieser Zeit habe ich viel über eingefahrene Denkmuster und ihre Ursachen gelernt – und vor allem darüber, wie man sie durchbrechen kann.

Positiv zu denken bedeutet nicht, das Schlechte durch eine rosa Brille zu sehen oder die Augen vor Gefahren und Ängsten zu verschließen. Es bedeutet vielmehr, bewusst auch das Schöne wahrzunehmen, das uns täglich begegnet, und unsere Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Es ist ein Akt der Achtsamkeit, eine Einladung, Dankbarkeit für die kleinen und großen Dinge zu empfinden, die wir so oft als selbstverständlich hinnehmen. Dinge, die in vielen Teilen der Welt alles andere als selbstverständlich sind.

Seit knapp einem Vierteljahr führe ich ein Positiv-Tagebuch. Es ist ein einfaches Ritual mit dem Ziel, meine Gedanken auf die angenehmen und bereichernden Momente meines Lebens zu fokussieren. Morgens nehme ich mir zwei bis drei Minuten Zeit, um darüber nachzudenken, wofür ich gerade dankbar bin und welche schönen Dinge ich von diesem Tag erwarte. Abends halte ich inne, um zu reflektieren: Wem habe ich heute etwas Gutes getan? Was hat mir Freude bereitet oder mich inspiriert?

Die Wirkung? Natürlich kann ich nicht mit absoluter Sicherheit sagen, ob allein das Tagebuch dafür verantwortlich ist, aber ich weiß, dass ich mich in den letzten Wochen und Monaten so ausgeglichen, ruhig und gelassen gefühlt habe wie seit Jahren nicht mehr. Dieses Gefühl ist zu einem Anker geworden – und zu einer kraftvollen Motivation, mit dem Tagebuch weiterzumachen und mich selbst dabei zu beobachten.

Es ist erstaunlich, wie viel sich ändern kann, wenn man die Perspektive ein wenig verschiebt. Das Leben bleibt nicht ohne Herausforderungen, aber ich sehe sie jetzt anders. Statt mich von ihnen lähmen zu lassen, erkenne ich mehr von dem, was gut ist, und schöpfe daraus Kraft.

Vielleicht ist es genau das: Positiv denken heißt nicht, die Realität zu ignorieren, sondern das Gute darin zu finden – und ihm Raum zu geben.