Der Schneider
Natürlich, sie
hatte sich bereits Gedanken darum gemacht, sie brauchte ja ein Kleid für die
Hochzeit. Wie konnte sie auch immer so unbedarft sein, längst hätte sie mit ihm
darüber reden müssen. Oder durfte sie das alles aus der Hand geben, ihm die
Führung, die Kontrolle überlassen, die er anscheinen ständig wollte.? Alexander der Bestimmer, der Entscheider, ihr
Herr. Was könnte sie auch bewirken? Das Dienstmädchen vom Lande? Ihr blieb
nichts anderes übrig als ihm zu vertrauen, sich ihm, seinen Regeln und auch
seinen Bedürfnissen unterzuordnen, wenn sie diesen Pakt mit ihm eingehen
wollte. Und dass sie das möchte, wurde ihr von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde
bewusster. Sie liebte ihn und wünschte sich nichts mehr als ihn glücklich und
stolz zu machen und ihm zu genügen.
„Magdalena, hör
auf zu träumen und komm", rief Alexander. Aus den Gedanken aufgeschreckt
stolperte sie die schräge Holztreppe hoch und fiel gerade in dem Moment in
seine Arme, als sich die Tür öffnete.
„Alexander,
kannst du damit nicht warte bis du zu Hause bist?", ein kleiner etwas
untersetzter Mann stand mit einem freundlichen Lächeln in der Tür. Alexander
umarmte ihn, nachdem Magdalena wieder aufgegeben Füßen stand.
„Vincenzo, schön
dich mal wieder zu sehen, ich hoffe es geht dir gut. Darf ich dir Magdalena
vorstellen?"
„Guten Morgen
junge Dame, es ist mir eine Ehre die Frau kennenzulernen die dem begehrtesten
Junggesellen der ganzen Region den Kopf verdreht hat." Magdalena reichte
ihm die Hand, „Guten Morgen". Der Schneider bat sie einzutreten. Magdalena
war sofort fasziniert von dem Raum in dem sie sich wiederfand. Eine große Stube
mit niedriger Decke. Mehrere Schneiderpuppen standen herum und warteten darauf
dass an ihren angefangenen Kleidern und Mänteln weitergearbeitet wurde. Auf
einem großen Holztisch mitten im Raum türmten sich Stoffballen auf, die Wände
waren zugestellt mit Regalen, in welchen ebenfalls Stoffe aus aller Herren
Länder und in allen erdenklichen Farben gelagert waren. Dazwischen standen
Kasten und Kästchen mit Bändern, Tüchern, Garnen und Knöpfen und edelster
Spitze. Nach dem Austausch von ein paar Nettigkeiten drängte Alexander darauf
zu beginnen. „Wie stellt sich die gnädige Frau das Kleid denn vor, das sie an
diesem wichtigen Tag tragen möchte?" Vincenzo wandte sich Magdalena zu,
aber Alexander antwortete umgehend.
„Wir möchten vom
Schnitt her etwas eher Schlichtes Magdalena selbst wird das Kleid mit ihrem
Anmut schmücken. Der Rücken sollte bis unter die Schulterblätter frei sein. Von
vorne sollte es die weiblichen Attribute ins rechte Licht rücken. Ihre Brüste
sollen leicht angehoben und etwas gestützt werden, der Ansatz sollte dezent zu
erkennen sein." Der Schneider erkannte wer das Sagen hat und besprach mit
Alexander das Weitere.
„Sicher soll auch
ihre Figur betont werden? Ich würde dazu ein Satinband als Gürtel empfehlen,
welches auf dem Rücken zu einer Schleife gebunden wird, die auf ihren…, Pardon
Mademoiselle…, hinteren Rundungen liegt. Weiterhin würde ich es auf dem Rücken
mit einer Schnürung versehen, welche es mir leichter macht, deinen Wunsch
bezüglich des Busens zu erfüllen." In Magdalena stieg eine Wut auf. Hier
wurde über sie geredet wie über ein Ausstellungsstück bei dem man überlegte wie
es am besten zur Schau gestellt werden kann. Wie sagte Alexander, „wir möchten...?"
Dieser arrogante...
„Kommt mit ins
Nebenzimmer damit wir Maß nehmen können."
Die Worte des
Schneiders unterbrachen Magdalenas wütende Gedanken und mit Alexander folgte
sie dem ihm in den Nebenraum.
„Ich muss bitten
euch bitten, euer Kleid abzulegen, ich kann nicht über dem Stoff die Maße
nehmen." Die Striemen der Peitsche… Magdalena erschrak. Mit offenem Mund
schaute sie Alexander flehend an. Er blinzelte zurück und nickte nur. Sie
dachte an seine Worte, freiwillig und gut sollte sie es tun, um belohnt zu
werden. Das mit der Freiwilligkeit war so eine Sache, aber gut, das konnte sie
ja versuchen. Schließlich war sie ja auch nicht Schuld an den Striemen auf
ihrem Körper. Diese Grausamkeit würde der Handwerker Alexander zuschreiben.
Magdalena knöpfte das Kleid auf, und stieg aus ihm heraus. In Unterrock und
Leibchen stand sie in der Stube und Vincenzo begann sein Aufmaß zu machen.
Er musste die
Striemen auf ihrem Rücken bemerken, denn sie spürte das kalte Maßband an ihrer
wunden Haut, der Schneider ließ aber nichts anmerken und machte wortlos seine
Arbeit. Maß um Maß nahm er auf, und übertrug es auf einen Block.
„Wenn die
Gnädigste nichts dagegen hat, ich müsste jetzt noch ihre Brüste...",
„sie hat nichts
dagegen, Vincenzo, Magdalena, zieh bitte das Hemd aus!" Der Ton seiner
Worte ließ sie nicht einmal in Gedanken widersprechen. Willenlos zog sie sich
das Hemd über den Kopf, und stand barbusig mit, von der Peitsche gestriemten
Brüsten in der Stube. Sie spürte dass ihre Wangen vor Schamesröte glühen mussten.
Unbeirrt machte der Schneider weiter seine Arbeit.
„Zum Abschluss
bräuchte ich noch dem Umfang unter den Busen", er sah Magdalena mit einem
Blick an, der mehr seine Bitte um Verständnis wiederspiegelte als männliche
Lüsternheit. „Magdalena, hebe deine Brüste an!" Schon wieder dieser Ton in
Alexanders Aufforderung, und schon wieder folgte sie seinem Willen
widestandslos, aber mit einem Gefühl tiefer Peinlichkeit. Sie hob den Busen an,
und es wirkte auf sie, als biete sie ihm ihre Brüste an. Sonderbarerweise
fühlte sie sich gleichzeitig verletzt und erregt. Sie spürte wie ihre
Brustwarzen die spitz in des Schneiders Richtung zeigten, hart wurden. Vincenzo
nahm aber unbeeindruckt seine Maße und schenkte ihr endlich Erlösung. „Fertig,
ihr könnt euch wieder ankleiden." Es gab Nichts was Magdalena in diesem
Moment lieber tun wollte, und eilends zog sie sich das Leibchen über. Während
sie ihr Kleid anzog, ging der Schneider mit Alexander bereits wieder in die
Nähstube, in die sie ihnen, wieder bekleidet, wenig später folgte.
„Madame,
Alexander hat mich auf Gut Rosenfels eingeladen. Ich freue mich sie in vier
Wochen wiederzusehen und ihnen ihr Hochzeitskleid zur Anprobe mitzubringen. Sie
werden nicht enttäuscht sein."
„Das will ich
doch hoffen, so ausgiebig wie sie mich vermessen haben“, antwortete sie in
einem etwas vorwurfsvoll klingenderen Ton als eigentlich beabsichtigt.
Bekleidet fühlte sie sich wieder selbstbewusster, merkte aber sofort an
Alexanders Blick, das ihre unbedachte Äußerung nicht auf sein Wohlwollen
gestoßen war. Sie verabschiedeten sich, und ein Lehrjunge des Schneiders, in
viel zu großen Hosen, trug eine kleine Kiste zur Kutsche und lud sie ein. „Du
musst lernen, deinen vorlauten Mund unter Kontrolle zu bringen. Was mir unter
vier Augen gefällt ist nicht das, was du dir auch vor Anderen erlauben darfst.
Du wirst meine Frau, und wirst lernen dich als Gutsherrin zu benehmen. Wenn du
auffällst, dann mit dezenter Zurückhaltung, Demut und deinem ständigen
Bedürfnis es mir recht zu machen. Du wirst mich heute Abend an dein vorlautes
Mundwerk erinnern und um Strafe bitten." Er war so bestimmend, dass
Magdalena nur ein leises „Ja“, über die Lippen bekam. Er hatte ja Recht, sie
sollte seine Gemahlin werden, und zu einer Gutsherrin passte dieses Plappermäulchen
nicht. Sie möchte lernen sich besser unter Kontrolle zu haben, und wenn ihr
seine Schläge dabei behilflich waren, dann sollte es so sein. Sie spürte mehr
denn je, wie sehr sie Alexander brauchte, und wie gut ihr seine strenge Hand
tat, die sie führte und ihr Grenzen setzte, wodurch sie Sicherheit und
Geborgenheit fühlte. Sie wollte jetzt auch nicht mehr über das demütigende
Gefühl reden, welches sie bei ihrer „Vermessung" hatte, und blieb einfach
schweigsam. Sie fuhren ein Stück weiter in die Stadt hinein. Die Eindrücke des
pulsierenden Lebens lenkten Magdalena schnell von den Ereignissen ab. Die
Straßen waren voller Menschen, auf dem Marktplatz standen Stände, die Tische
überfüllt mit Obst und Gemüse, es roch nach gebratenem Fleisch, süßem Kuchen
und frischem Brot. Herren in adretten Anzügen und Damen in schicken Kleidern
flanierten über die, in der Frühlingssonne liegenden Straßen. Alexander umfuhr
den großen Marktplatz und hielt an der Rückseite vor einem Gasthaus an. Passend
zu seiner eher bescheidenen Größe hing das Namensschild über der Tür, „Zum
süßen Winkel". Magdalena amüsierte dieser ungewöhnliche Name.
„Jetzt werden wir
uns erst einmal stärken", bemerkte Alexander. Ein Blick auf die
Kirchturmuhr zeigte Magdalena, dass es bereits Mittag war, und erst jetzt
bemerkte sie ihr Hungergefühl, welches wohl durch die vielen Eindrücke in der
Verdrängung ruhte. Alexander führte sie im Arm die schwere Steintreppe hinauf
und sie traten durch eine schwere, grün gestrichene Eichentür in die Schankstube.
Runde Eichentische mit schweren Holzstühlen standen für den hungrigen oder
dürstenden Gast bereit. Drei Tische waren bereits besetzt. Der Wirt begrüßte
Alexander mit Namen und einer tiefen Verbeugung und führte sie an einen Tisch,
der etwas abseits in der Nische eines kleinen, mit bunten Bleiglasfenstern
versehenen Erkers stand.
„Ich hoffe der
Platz entspricht ihren Vorstellungen", sagte er zu Alexander, während er
gleichzeitig einen Stuhl zurückzog und Magdalena mit einer Geste zum Hinsetzen
aufforderte. Es war für sie ungewohnt, sich dabei helfen zu lassen, aber sie
ließ es geschehen. Als sie ihre Röcke glatt strich zum Hinsetzen bemerkte sie
nochmals die Folgen der morgendlichen Züchtigung und nahm sich vor, ihren
Begleiter nicht mehr zu enttäuschen. Vorsichtig setzte sie sich hin.
„Sehr aufmerksam,
vielen Dank!", sie nickte dem Kellner zu, der ihren Stuhl zurecht schon
während sie Platz nahm.
„Entschuldigt
bitte, dass meine Begleiterin Ihnen ins Wort fiel", begann Alexander,
„der Tisch
entspricht genau meinen Vorstellungen." In Magdalena stieg eine rasende
Wut hoch, konnte sie es ihm denn nie recht machen?
„Entschuldigt
bitte dass ich mich bedankt..." begann sie in ihrer Erregung in Richtung
des Kellners, brach jedoch mitten im Satz ab. „Entschuldigt bitte mein Benehmen
mein Herr", wandte sie sich Alexander zu, und senkte demütig den Blick.
Natürlich fand er ihren Dank völlig in Ordnung und angebracht. Es war eine
gezielte Provokation, mit der er sie prüfen wollte, und wie sie trotz ihrer
Erregung ihre Contenance wiedergefunden hatte, gefiel ihm gut. Alexander
bestellte für beide das Essen, er wählte einen Rinderbraten mit Knödeln und
jungem Salat. Für sich bestellte er ein Bier und für Magdalena ein kleines Glas
Wein und eine Flasche Wasser.
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